Home-Office macht es möglich. Wir wollten zwei Monate in Frankreich verbringen. Dazu sind wir für die ersten drei Wochen nach Jar-sur-Mer, nördlich von La Rochelle gelegen, gereist. Da ich schon viel Negatives über die Versorgung mit Ladestationen in Frankreich gelesen hatte, habe ich ein bisschen mehr Aufwand in die Planung unserer Reise gesteckt. Bei der Betrachtung der Reiseroute stellt sich das als gute Entscheidung heraus, aber zuerst ein paar Information, womit wir unterwegs sind.
Unser Fahrzeug
Wir waren zu zweit unterwegs. Wegen dem langen Zeitraum war unser Auto voll beladen. Mit umgeklappter Rücksitzbank bekommt man da so einiges hinein. Zwei Personen und die Beladung erhöhen natürlich den Verbrauch, was wir besonders auf der Hinfahrt zu spüren bekommen haben.
Wir sind mit unserem ID.3 schon über 30.000 KM gefahren und immer noch sehr zufrieden. Mit einem Verbrenner möchten nicht mehr tauschen.
Ein weiterer Punkt für die Reduzierung der Reichweite, waren die kalten Temperaturen auf der Hinreise. Das Wetter schaffte es gerade über den Gefrierpunkt.
Tools/Apps zur Planung der Ladestopps
Es gibt meiner Erfahrung nach kein Tool, in dem alle Ladestationen verzeichnet sind. Bei längeren Strecken nutze ich deshalb die folgenden Tools.
Am PC verwende ich https://www.goingelectric.de/.
Der Routenplaner gibt einem schon mal einen guten Überblick, zeigt aber auch nicht alle vorhanden Ladestationen an. Deshalb nutze ich noch die folgenden Apps.
- ABRP
- Shell Recharge
- Maingau einfach Strom laden
- Ionity (Nutze ich weil ich ein Vertrag habe)
Nachher habe ich in Frankreich überwiegend die Shell App benutzt.
Autobahngebühren
In Frankreich sind natürlich Autobahngebühren fällig. Ich hatte aber eigentlich keine Lust mehr mit der Kreditkarte rumzufummeln, was auch letztes Jahr schon mal mit Schwierigkeiten verbunden war. Deshalb habe ich mir diesmal einen Badge von Bip and go zugelegt.
Man zahlt eine Aktivierungsgebühr von 10,00 € und 2,50 Euro je Monat. Allerdings nur in den Monaten, in den man den Badge nutzt.
Es hat bestens funktioniert. Man fährt einfach auf die Spur mit dem „T“, es macht kurz Beep und die Schranke geht auf. Bei bestimmten Spuren kann man sogar 30Km/h fahren und die Schranke geht schnell genug auf.
Route für die Hinfahrt
Als Beste Route wurde mir von Google ein Weg über Mons (Belgien), Amiens und westlich an Paris vorbei vorgeschlagen.
Wie es sich herausstellte, war die Versorgung mit Ladestation im Norden von Frankreich aber eher dünn. Besonders im Raum von Amiens gabt es, zumindest soweit ich das feststellen konnte, keine Schnelllader. Somit hatten wir eine Lücke in der Route. Wenn man hier einfach so ins Blaue fährt, kann man durchaus in Probleme kommen oder muss sehr lange an einer „kleinen Ladestation“ warten. Vorhandene Schnelllader im Norden von Frankreich können meist nur 50 KW.
Als Alternative haben wir uns dann entschieden über Luxemburg zu fahren. Auf dieser Strecke befinden sich ausreichend Ionity-Ladesäulen. Wir haben dann auch ausschließlich an den Ionity Stationen geladen, weil wir davon ausgehen können, dass diese gut funktionieren. Bezahlt haben wir mit der WeCharge Karte von VW.
Ladestopps Tag 1
Unser erster Stopp war das Porsche Zenter in Letzeburg. Von der Lage her und Leistung war diese Ladesäule optimal. Leider habe ich hier mit 0,95 €/Kwh den bisher teuersten Strom in unserem E-Auto-Leben geladen. Die WeCharge Karte von VW war wohl nicht die beste Wahl. Ich hatte gedacht, dass man hier mit der VW-Karte zumindest zu einem normalen Preis laden kann. War leider ein Fehler.
Danach sind wir die folgenden Ionity Ladestationen angefahren:
- E. Leclerc (Supermarkt) Hauconcourt (Kurz vor Metz)
Wir haben hier noch einmal einen kurzen Ladestopp eingelegt, da die Strecke nach Metz sonst ein bisschen knapp geworden wäre. - Aire de Gueux (Raststätte kurz hinter Reims)
Ich bin davon ausgegangen, dass mein Vertrag mit Ionity auch im Ausland gilt. Das ist wohl nicht so. In Frankreich bezahlt bei Ionity nach Ladedauer. Es ist also besser nur bis 80% zu laden, da es danach doch deutlich länger dauert.
Wir wussten das natürlich nicht und haben es auch nicht immer einhalten können. Es war kalt, wir waren voll beladen und wir hatten aufgrund des Sturms ziemlichen Gegenwind. Es ging aufgrund der bergigen Landschaft auch ständig auf und ab. Wir haben deshalb teilweise bis 90% geladen. Wir haben deshalb zwischen 28,8 ct/Kwh und 47 ct/Kwh bezahlt. Was im Verhältnis zu Deutschland ganz OK ist.
Ich muss auch dazu sagen, dass wir oft nur 100-110 Km/h gefahren sind, weil die Reserve sonst bei der nächsten Ladesäule sehr knapp gewesen oder nicht gereicht hätte. Im Schnitt haben wir 20,2 KWh/100 Km verbraucht.
Übernachtung in Chartres
Wir sind auch schon mit unserem Verbrenner so lange Strecken nicht am Stück gefahren. Das machen wir auch mit unserem E-Auto nicht. Zumal man mit einem E-Auto wohl noch damit rechnen muss, dass es mal länger dauert. So ist es einfach entspannter. Wir haben in Chartres im Hotel & Spa Le Grand Monarque übernachtet.
Chartres ist übrigens als Zwischenstopp sehr zu empfehlen. Es gibt eine sehr schöne Altstadt und die Kathedrale ist der Hammer. Unbedingt auch von innen ansehen. Das Chartres-Blau in den Fenstern war zur Bauzeit was ganz Besonderes, aber auch der Figurenzyklus um den Altar ist sehenswert.
Ich hatte das Hotel vorher angeschrieben und gefragt, ob wir bei Ihnen laden können oder eine Ladesäule in der Nähe ist. Gerechnet, dass ich eine positive Antwort bekommen, hatte ich eigentlich nicht. Ich wollte das Hotel nur darauf aufmerksam machen, dass jetzt mit Gästen gerechnet werden muss, die mit einem E-Auto kommen und Sie zukünftig vermehrt damit rechnen müssen.
Ich war dann überrascht, als Sie zurückschrieben, dass Sie einen Parkplatz mit Lademöglichkeit für uns reserviert hatten. Ich habe 10€ für die Nacht inkl. Laden bezahlt. Allerdings war es nur eine einfache Steckdose, sodass unser Auto am Morgen nicht ganz voll war, aber besser als nichts.
Ladestopps Tag 2 (alles Ionity)
- Air de la Ferté Bernard (Raststätte rund 80 Km hinter Chartres)
- Air des Portes d’Angers (Raststätte bei Angers, allerdings auf der Gegenfahrbahn)
- Air de la Vendée (Raststätte bei Sainte-Hermine)
Die letzte Ladestation haben wir hauptsächlich genutzt, damit wir nach unserer Ankunft nicht schon gleich wieder laden müssen.
Navigation (für VW Fahrer)
Bei der Annäherung an die Grenze zu Frankreich waren wir etwas überrascht. Frankreich war im Navi dunkel abgedeckt. Obwohl unsere Route in Luxemburg noch angezeigt wurde, ging dann in Frankreich gar nichts mehr. Das Navi hatte einen Totalausfahl. Ich habe dann versucht Google mittels App Connect zu verwenden, aber auch das ging nicht. So ging es erst mal nur mit dem Handy weiter.
Nach ca. einer Stunde war wieder alles in Ordnung. Unser Auto hatte wohl die Daten nachgeladen. Ich hatte als erstes Ziel nur die Ladestation in Luxemburg angegeben. Ich hätte wohl besser die erste Ladestation in Frankreich direkt zu Hause eingestellt und Luxemburg als Zwischenziel gewählt. Dann wären die Kartendaten wohl schon vorher heruntergeladen worden und wir hätten wohl gar nichts gemerkt.
Laden vor Ort
Wir hatten die Vermieter unseres Ferienhauses auch wegen unserem E-Auto angeschrieben. So wurde uns gleich beim Ankommen die Schukosteckdose am Tor gezeigt, mit der wir unser Auto laden können. Funktionierte einwandfrei mit unserem 2 KW Ladeziegel. Da genügt auch völlig, wenn das Auto die ganze Nacht steht und nicht ganz leer war. In der Regel war es morgens wieder bei 80%.
Bei den kleinen Orten in der Gegend funktionierte das Laden gut. Die ADAC oder We Charge Karte funktionierten da leider nicht. Mit der Shell Karte oder APP haben wir es aber hinbekommen. Wir haben nachher nur noch diese oder die App von Shell genutzt. Bezahlt haben wir zwischen 16ct/Kwh und 30 ct/Kwh. Da kann man nicht meckern. Auch die App funktioniert zum Auffinden von Ladesäulen recht gut.
Eine 50KW Ladestation, die ich unterwegs nutzen wollte, habe ich mit keiner APP/Karte starten können.
Uns ist es zweimal passiert, dass eine 22KW-Ladestation nach kurzer Zeit den Ladevorgang gestoppt hat. Beim zweiten Mal habe ich diese dann mit der Kiwhi Pass Karte dauerhaft starten können.
Ich hatte mir die Kiwhi-Ladekarte (https://www.kiwhipass.fr/) bestellt, da diese in Frankreich an 90% der Ladestationen funktionieren soll. Man muss diese allerdings vor der Nutzung mit einem Guthaben aufladen. Vielleicht ist diese Karte nicht unbedingt nötig, aber ich wollte sichergehen vor Ort keine Probleme zu bekommen.
Wir haben es zweimal erlebt, dass die 22 KW Ladestationen besetzt waren. Die Leistung der Ladestation wird im Navi unseres ID.3 teilweise falsch angegeben.
Laden in Nantes
Gar nicht gut hat das Laden in Nantes funktioniert. Laut der Apps gab es im Parkhaus mehrere 11 KW Ladestationen. Das war leider nicht so. Es kamen nur 4 KW heraus, sodass wir kaum etwas laden konnten.
Unser Navi zeigte uns dann eine 50 KW Station bei einem VW Händler an. Diese haben wir mit keiner Karte ans Laufen bekommen. Obwohl es ein großer Händler war, war zur Mittagszeit niemand zu finden. Mittagspause halt. Alles abgeschlossen.
Wir haben dann bei einem Volvo-Händler in der Nähe eine Powerladestation gefunden. Wir hatten Glück, dass wir noch hereingekommen sind. Denn auch dort war Mittagspause angesagt. So waren wir für eine Stunde eingeschlossen. Da die Station nur mit 20 KW geladen hat, hat das aber auch gepasst. Gleich nebenan war ein Bäcker, bei dem wir uns versorgen konnte.
Zusammenfassung
Grundsätzlich funktioniert es mit einem E-Auto in Frankreich. Man muss aber schon ein bisschen Planen. In manchen Gegenden und Städten ist das Angebot an Ladesäulen jedoch recht dünn. Preislich ist es deutlich günstiger als in Deutschland. Die Franzosen fahren wohl eher wenig E-Auto. Zumindest nach unserer aktuellen Beobachtung. Wir haben allerdings von einem Pariser erfahren, dass man dort in einigen Stadtteilen ab nächstes Jahr nicht mehr mit einem Verbrenner hineinfahren kann.
Achtung!! Ich denke nicht, dass man an einem Wochenende in den Sommerferien mit einem E-Auto problemlos durch Frankreich fahren kann. Die paar Ladesäulen, die es an der Autobahn gibt, sind schnell belegt. Besonders an den Wochenenden muss man sicherlich mit langen Wartezeiten rechnen, bis eine Säule frei wird.
Auf der Rückfahrt mussten wir einmal 10 Minuten warten und insgesamt haben wir ein paar Mal die letzte freie Säule erwischt. Wir wir waren aber in der absoluten Nebensaison unterwegs. Es empfiehlt sich dann auf jeden Fall mit genügend Zeit unterwegs zu sein.
Dadurch, dass wir die Strecke auf 2 Tage aufgeteilt hatten, sind wir sehr entspannt unterwegs gewesen. Um 1000 Km mit einem Elektroauto an einem Tag zu bewältigen, muss man sich entweder sehr früh auf den Weg machen oder riskieren, dass man erst mitten in der Nacht in der Unterkunft ankommt.
Vor Ort muss man an der Unterkunft laden können. Zumindest in der Saison. Zum einen gibt es in jedem Ort nur sehr wenige Ladesäulen und diese sind nicht immer fußläufig entfernt. In manchen Orten gibt es aber auch gar keine. Bei uns war die nächste Ladesäule (22KW) 2 Km von unserem Ferienhaus entfernt. Die nächste DC-Ladesäule mit 50 KW war 35, bzw. 40 Km entfernt. Beide haben wir aber nicht getestet.
Ergänzen möchte ich noch, dass man in Frankreich auch schon mit anderen Fabrikaten an einer Tesla Ladesäule Strom tanken kann.
In ein oder zwei Jahren sieht es sicherlich besser aus. Auch im Norden von Frankreich waren bis zu unserer Rückfahrt schon weitere Ladesäulen in Betrieb genommen worden. Zurzeit ist es OK, wenn man nicht gerade zu Hauptreisezeiten unterwegs ist. Ein bisschen Vorplanung führt zu einer entspannteren Reise.